Praktikum im Genade Kinderbewaarhuis – von Janine B. aus Österreich

Wie es dazu kam

Im Frühjahr 2015 ging mir immer wieder im Kopf herum, dass ich gerne für einige Zeit nach Afrika gehen möchte. Ich begann im Internet zu recherchieren: „Welche Organisation / welcher Verein bietet was an?, Wo könnte ich mir das vorstellen?, Was genau möchte ich machen?, Was kostet dies?“. So bin ich auf den Verein „Children’s Home Namibia e.V.“ gestoßen und habe eine Anfage bezüglich eines Praktikumsplatzes abgeschickt. Ulrike Mai antwortete mir dann auch recht schnell, dass dies möglich sei und sie sich freuen würde. Nachdem ich die Zusage hatte, ging es ans Planen.

Anreise und Unterkunft in Windhoek

Ich selbst bin mit der Ethiopian Airlines über Johannesburg und Addis Abbeba geflogen, welche relativ günstig im Vergleich zu anderen Fluggesellschaften ist, aber auch viel mehr Zeit in Anspruch nimmt. Bei mir kam hinzu, dass ich zuvor auf Sansibar war und einen Gabelflug brauchte, deshalb auch fiel die Wahl auf die äthiopische Airline. Zu empfehlen ist, wenn man nur nach Namibia möchte, mit der Air Namibia zu fliegen. Diese fliegt mehrmals wöchentlich von Frankfurt direkt nach Windhoek.

Ich hatte mich dazu entschieden, direkt in Katutura wohnen zu wollen, zum einen ist es ein sehr kurzer Weg bis zur Praktikumsstelle (hier würde ich allerdings immer empfehlen, unbedingt ein Taxi zu nehmen – Taxi-Nummern bekommt man im Guesthouse) und zum andern bekommt man auch etwas vom Leben in Katutura selbst mit.

Nach einigen Recherchen im Internet und auch auf zwei Empfehlungen hin, entschied ich mich für das Wadadee Guesthouse, welches in Luxury Hill, einem Stadteil von Katutura und sehr nah zum Genade Kinderbewaarhuis, liegt. Das Guesthouse hat einen Swimmingpool, einen gemütlichen Gartenbereich mit Grillmöglichkeit und eine große Gemeinschaftsküche mit allen notwendigen Küchengeräten. Ich buchte ein Einzelzimmer mit Dusche und WC, welches vom Preis her recht günstig war und fühlte mich dort sehr wohl.

Shaun, der Eigentümer, und Lena, welche für die Betreuung der Gäste zuständig ist, sind sehr nett, und man kann sich bei Fragen immer an sie wenden. Von Lena bekommt man auch Telefonnummern für vertrauenswürdige Taxifahrer.

Meine Zeit im Genade Kinderbewaarhuis in Katutara

Mein erster Tag

An meinem ersten Tag wurde ich vormittags von Ulrike Mai abgeholt. Es stand zuallererst ein Besuch bei Mama Justine und den Kindern des Genade Kinderbewaarhuis auf dem Programm. Es waren am Vormittag nur die Kleinsten im Kindergarten (ca. 50 Kinder von 7 Monaten bis 5 Jahren), und mein erster Eindruck war, ach sind die Kinder süß :-). Viele Mädchen hatten echt niedliche Frisuren, und sie kamen auch gleich an und haben gelacht und waren überhaupt nicht schüchtern.

Anschließend fuhren wir zum Superspar, um für mich erste Lebensmittel einzukaufen und auch gleich den Einkauf fürs Kinderheim zu tätigen. Überrascht stellte ich erst einmal an der Fleischtheke fest, dass dort Deutsch gesprochen wird :-). Nach dem Einkauf und einer kurzen Stadtbesichtigung mit dem Auto, fuhr mich Ulrike Mai wieder zu meinem Guesthouse zurück.

So hat mein Tag im Kindergarten ausgeschaut

Morgens wurde ich immer vom mir empfohlenen Taxifahrer abgeholt und später auch wieder zurück gebracht.

Während meiner Zeit im Genade Kinderbewaarhuis war eine der Lehrerinnen krank, und ich war gemeinsam mit Lina, einer noch sehr jungen und relativ neuen Lehrerin, für ca. 30 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren zuständig. Die Kinder waren sehr lieb und niedlich und auch voller Energie.

Alle Kinder begrüßten mich morgens mit „Good morning teacher Janine“, fielen mir um den Hals, so dass ich regelmäßig Gleichgewichtsprobleme bekam, und ließen erst wieder los, wenn von Lina eine Rüge kam. Einige Kinder wollten am liebsten immer bei mir sein, auf dem Schoß sitzen, mit meinen Haaren spielen und an meiner Haut zupfen, weil die ja sooo anders ist.

Am Vormittag werden die Kinder unterrichtet, es wird gebastelt oder auch gesungen. An einem Tag haben wir Handabdrücke von jedem Kind mit Wasserfarben gemacht, das hat den Kindern viel Spaß gemacht. Ich durfte diese dann ausschneiden und anschließend wurden sie aufgehängt. Die Kinder waren richtig stolz über ihre Hand an der Wand.

Ich hatte kleine Plastiktiere aus Österreich mitgebracht. Oft haben wir die verschiedenen Tiernamen anhand dieser Tiere geübt. Auch Bücher hatte ich dabei. Daraus habe ich den Kinder vorgelesen und anschließend wurde noch einmal der Inhalt durchgegangen. Sie mussten mir zeigen, was alles in den Bücher zu erkennen ist, welche Farben was hat, usw..

Es wurden jeden Tag mit den Kindern die Wochentage, die Monate, die Zahlen, die Farben und einzelne Körperteile geübt. Dies erfolgte manchmal durch Singen, durch Reime, anhand von Zahlen an der Tafel oder auch anhand von Bildern an den Wänden. Die größeren Kinder, welche im nächsten Jahr in die Schule gehen, wurden auch jeden Tag einzeln abgefragt. Manche Kinder sind sehr klug und arbeiten fleißig mit, andere interessiert es überhaupt nicht. Das ist ähnlich wie auch bei uns.

Um 10 Uhr war immer Frühstückspause, und ich half den Kindern beim Auspacken ihres Essens, beim Öffnen der Plastikflaschen und, wenn sie noch sehr klein waren, auch beim Essen selbst. Leider hatten auch einige Kinder kein Essen dabei, da die Eltern zu arm sind und kein Geld dafür haben. Für diese Kinder gibt es dann etwas zum Essen, was Mama Justine gekocht hat. Wasser gibt es für alle Kinder auch von Justine. Diese Lebensmittel werden meines Wissens vom Verein bezahlt.

Nach dem Frühstück werden allen Kindern Gesichter und Hände gereinigt, und weiter geht‘s mit dem Tagesablauf.

Nach der Pause wird meist mit den Vorschulkindern extra gelernt. Es waren ca. 10 Kinder, die werden an einen Tisch gesetzt, jedes bekommt sein eigenes Heft und Lina geht mit ihnen das Alphabet o.ä. schriftlich durch. Mir sind zwei Kinder aufgefallen, die waren viel besser als die anderen. Das eine war sehr wissbegierig, ein ganz ruhiges und ernstes. Es passte immer auf und versuchte alles richtig zu machen. Das andere war das genaue Gegenteil: sehr quirlig und immer bei jedem Blödsinn dabei. Es ist aber auch richtig schlau und wusste immer alles. Ich hoffe, dass es diese beiden Mädchen richtig weit bringen werden.

Meine Aufgabe war, in der Zeit, während Lina mit den Größeren lernte, mit den kleineren Kindern zu malen, da diese ja ruhig sein sollten, um die Größeren nicht zu stören. Leider gibt es für die ganzen 30 Kinder nur einen kleinen Raum, so dass es manchmal ziemlich schwierig ist, 20 Kinder ruhig zu halten.

Es gab aber auch Tage, wo es kein Papier zum Malen mehr gab. Die Kinder waren dann sehr unruhig. Die Kleinen mussten dann die ganze Zeit still in einer Ecke sitzen, um die anderen Kinder beim Lernen nicht zu stören.

Manchmal gingen wir vor der Mittagszeit auch für eine Stunde auf den Spielplatz mit den Kindern. Das war immer sehr schön. Die Kinder konnten toben, soviel sie wollten, singen und tanzen und viel lustigen Blödsinn machen.

Um 12 Uhr war Mittagszeit. Hier half ich auch wieder beim Füttern der Kinder. Anschließend machten alle Kinder Mittagsruhe.

Mein Abschied

An meinem letztem Arbeitstag, es war kurz vor Ostern, hatte ich für alle Kinder Süßigkeiten dabei. Außerdem hatte ich die aus Österreich mitgebrachte Kinderkleidung mitgenommen. Für Justine´s Tochter hatte ich einige Sachen für ihren 7 Monate alten Sohn dabei. Den Rest der Sachen habe ich für die Kinder von Justine dagelassen.

Alle Kinder meiner Gruppe haben für mich zum Abschied gesungen und getanzt. Lina hatte mir eine selbstgebastelte Karte zum Abschied geschenkt, wo alle unterschrieben haben. Darüber habe ich mich echt gefreut.

Fazit

Mangels Geld fehlt es dem Kindergarten leider an vielem. Standard und Hygiene sind nicht mit einem Kindergarten in Österreich oder Deutschland zu vergleichen. Man sollte sich auf jeden Fall im Klaren sein, dass man sich mit Afrika für ein Dritte-Welt-Land entschieden hat.

Der Beschaffungsaufwand ist in Katutura für jede Kleinigkeit ungleich viel höher als in Europa. So fehlt es oftmals an Material wie z.B. Papier oder auch Bleistiftanspitzer. Einmal mussten ca. 20 kleine Kinder, wie ich ja schon berichtet habe, zuschauen, wie 10 größere Kinder unterrichtet wurden, weil das Papier zum Malen fehlte. Ein anderes Mal hatten wir nur stumpfe Stifte, diese mit einem Messer anzuspitzen, fiel selbst der Kindergärtnerin schwer.

Auch gab es einmal am Ende des Monats kein Wasser mehr für alle Kinder, weil einfach keines mehr da war. Genauso sieht es manchmal beim Essen aus. Es gibt dann halt nur noch die absoluten Grundnahrungsmittel für die Kinder zum Essen. Das können dann Nudeln oder Reis mit Nichts sein …

Ich bin sehr stolz und dankbar für diese Erfahrungen und möchte Ulrike Mai Danke sagen, dass sie mir dies ermöglich hat.