Mein Name ist Carolin Reich, ich bin 19 Jahre alt und komme aus der Nähe des Bodensees. Da ich nach meinem Abitur im Juni 2017 nicht direkt mit einem Studium beginnen wollte, beschloss ich, mich einige Monate sozial zu engagieren. Auf meiner Suche nach einem Freiwilligendienst in Afrika bin ich im Internet auf den Verein Children‘s Home Namibia gestoßen. Ich war sofort begeistert von den Projekten in Windhoek und nahm Kontakt mit Ulrike Mai auf. Sie half mir sehr gut bei meiner Planung und im September 2017 ging es endlich für mich los.
Erster Eindruck vom Kinderheim
An meinem ersten Tag wurde ich von Ulrike an meiner Unterkunft abgeholt und ins Genade Kinderbewaarhuis, das aus einem Kinderheim und einem Kindergarten besteht, gebracht. Dort zeigte sie mir zunächst das Kinderheim und stellte mich allen vor. Ich wurde sehr herzlich empfangen. Justine, die Mama des Kinderheims, war super offen und freundlich, sodass ich mich direkt wohl gefühlt habe. Und auch die Kinder des Kindergartens kamen sofort mit strahlenden Gesichtern auf mich zu. Sie waren total interessiert an meinen blonden Haaren und meiner hellen Haut und wollten sich alle auf meinen Schoß setzen. Natürlich sind die Räumlichkeiten und auch die Hygienestandards des Kindergartens nicht mit einem deutschen zu vergleichen, aber darauf hatte ich mich bereits eingestellt. Ich konnte es kaum abwarten, mit meiner Arbeit im Kinderbewaarhuis zu beginnen und alles näher kennen zu lernen.
Mein Alltag im Kindergarten
Mein Alltag im Kindergarten begann um 8 Uhr morgens. Schon beim Betreten des Kindergartens rannten die ersten Kinder lachend auf mich zu. Nachdem ich alle begrüßt hatte, setzten wir uns in einen Kreis auf den Boden des Kindergartens und begannen zusammen zu singen, zu beten und das Alphabet, Farben, und Zahlen in Englisch zu lernen. Danach stellten Lina und ich, eine Einheimische mit der ich zusammenarbeitete, Tische und Stühle auf. Die Kinder, die bald in die Schule kommen, wurden von Lina unterrichtet und mit den Kleineren habe ich gemalt. Um etwa halb 10 Uhr war Frühstückspause. Dafür setzten sich die Kinder draußen auf dem Hof des Kindergartens auf den Boden und packten ihre Vesper aus. Oft war das nur trockenes Toastbrot, Reis oder Nudeln ohne Soße. Manche Kinder hatten auch gar keine Vesper oder nur sehr wenig dabei, daher wurde das Essen auch oft geteilt, sodass am Ende jedes Kind genug zu essen hatte.
Meine Aufgabe beim Frühstück war es, vor allem den kleineren Kindern beim Essen zu helfen. Auffällig war, dass fast alle Kinder jeden Tag eine kleine Packung Chips und knallbunte süße Softdrinks dabeihatten, weshalb viele der Kinder schlechte Zähne hatten. Nachdem die Kinder nun gestärkt waren, gingen wir mit ihnen auf den Spielplatz, der schräg gegenüber, also nur einige Meter entfernt war. Das war natürlich das absolute Highlight des Tages für die Kinder. Dort verbrachten wir dann eine gute Stunde mit Spielen.
Für mich war dieser Teil des Tages besonders schön, weil es so toll war zuzusehen, wie die Kinder mit allem spielten, was sie auf dem Spielplatz fanden, sei es ein Autolenkrad, ein Reifen oder irgendwelche alten Schuhe. Danach ging es zurück ins Kinderheim, wo erstmal alle Kinder gewaschen wurden. Nun war es schon Zeit für das Mittagessen. Hier half ich wieder den Kleineren beim Essen. Das war manchmal gar nicht so leicht, da die Kinder natürlich lieber weiter herumtoben wollten, als still zu sitzen und zu essen. Nach dem Essen legten wir drinnen Decken auf den Boden, auf denen die Kinder nun einen Mittagschlaf machen sollten. Da der Raum nicht besonders groß ist, mussten die Kinder sehr eng nebeneinanderliegen. Während die ersten Kinder einschliefen, begann ich den Hof zu kehren und aufzuräumen. Da die Kinder nun erstmal 2 bis 3 Stunden schliefen und viele danach bereits abgeholt wurden, konnte ich nicht mehr viel helfen und bin daher gegen 13 Uhr mittags nach Hause gegangen. Ab und zu habe ich mittags von etwa 13 bis 16 Uhr den älteren Kindern des Kinderheims, die schon zur Schule gingen, bei ihren Hausaufgaben geholfen. Nachdem wir damit fertig waren, haben sie mir oft noch etwas Afrikaans oder eine ihrer Stammessprachen beigebracht und ich ihnen etwas Deutsch.
Mein Fazit
Meine Zeit in Namibia im Genade Kinderbewaarhuis war eine tolle und spannende Erfahrung, die ich absolut weiterempfehlen würde. Mir hat es so viel Spaß gemacht, das Land und die Menschen dort näher kennen zu lernen. Natürlich muss man sich erst einmal an die neue Kultur gewöhnen, aber da ich so herzlich im Kinderheim aufgenommen wurde, ging das recht schnell. Das Kinderheim von Justine ist wie eine Art große Familie, bei der ich von Anfang an das Gefühl hatte, dazu zugehören und das meine Arbeit geschätzt wird. So durfte ich beispielsweise auch mit auf die Farm, zu der Justine und ihre Waisenkinder jedes Jahr im Dezember fahren oder bei der Weihnachtsfeier des Kinderheims dabei sein, was mich sehr gefreut hat. Justine, die Erzieherinnen und alle Kinder sind mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich es kaum abwarten kann, sie bald alle wieder zu besuchen.
Carolin Reich im März 2018