Immer wieder müssen junge Frauen das Heim verlassen, weil sie sich in das Gemeinschaftsleben nicht einfügen, tagelang nicht nach Hause kommen, stehlen, sich in Bars herumtreiben etc. Sie bekommen alle Chancen, wir versuchen mit Ihnen zu sprechen, Ihnen zu erklären, dass sie ihre Zukunft aufs Spiel setzen. So haben wir z.B. große Hoffnungen in Abigail gesetzt, die erfolgreich eine Ausbildung zur Krankenpflegehelferin abgeschlossen hat.
Leider spitzten sich die Konflikte mit ihr so zu, dass sie Justine, die Hausmutter im Genade Bewaarhuis, aus dem Haus schickte. Auch Joanitha fügte sich nicht ein, verschwand tagelang, trank und trieb sich herum. In einer so komplexen Gemeinschaft wie im Genade Kinderbewaarhuis kommt es natürlich zu Konflikten, erst recht bei dem oft traumatischen Hintergrund vieler Kinder und Jugendlicher. Abigail und Joanitha haben noch Verwandte, bei denen sie unterkommen können, eine gute Zukunft mit beruflichen Chancen jedoch nicht mehr.
Friedelin: Als sie 2 Jahre alt war, wurde sie in Lüderitz von einem Sozialarbeiter in einem Müllcontainer gefunden. Sie wurde nach Windhoek gebracht und kam zu Justine. Dort lebte sie bis zur Einschulung – Justine wurde ihre Mummy. Nach der Einschulung brachte man sie in eine andere Einrichtung. In den Ferien kam sie aber weiterhin “nach Hause”. Als 14-jährige lief sie aus dem anderen Heim weg, und Justine nahm sie wieder auf. Seit den Anfängen kümmerte sich kein Sozialarbeiter mehr um das Mädchen. Auch nicht, als sie als 17-jährige schwere Dummheiten machte und sogar im Gefängnis landete. Vor dem Gerichtstermin lief sie weg und war für ein paar Jahre verschwunden. Als sie zum ersten Mal schwanger war, kam sie zurück und wurde wieder in die Genade-Familie integriert. Zwischenzeitlich war sie wieder verschwunden und kam zum zweiten Mal schwanger zurück. Seit einigen Monaten ist die mittlerweile 23-jährige erstaunlich stabil und arbeitet für Kost und Logis für sich und ihre beiden Kinder Charlden, 3, und Scharifa, 1, und für ein kleines Taschengeld im Kindergarten mit und versorgt die Babys.
Neuzugang Ellerie: Wir kennen die heute 23-jährige noch von früher. Ellerie und Barbara Winterfeldt hielten über Jahre Kontakt. Sie lebte mit ihrem Freund und ihrer 2-jährigen Tochter bei der Mutter des Freundes und hatte einen Job als Gelegenheitsarbeiterin. Nachdem sie diesen Job schuldlos verloren hatte und zum zweiten Mal schwanger wurde (trotz Dreimonatsspritze!) betrog sie ihr Freund. Danach wandte sie sich hilflos an uns. Ihre Eltern sind mittellos und leben als Gelegenheitsarbeiter geduldet auf einer Farm. Justine war bereit, Ellerie aufzunehmen, und so arbeitet sie nun vorübergehend für ein kleines Taschengeld im Kindergarten.
Ohne unsere Unterstützung wären Friedelin und Ellerie mit ihren vier Kindern obdachlos.