Justine, Jahrgang 1969, kümmert sich seit über 20 Jahren um besonders benachteiligte Kinder und Waisenkinder. Dazu gründete sie in Privatinitiative im township von Windhoek-Katutura das …
… Genade Kinderbewaarhuis und stellte mit Einverständnis ihrer Schwestern ihr Elternhaus zur Verfügung. Zur Finanzierung ihres Engagements unterhält und leitet sie dort auch einen Kindergarten mit ca. 45 Babys und Kleinkindern sowie eine Nachmittagsbetreuung für Schulkinder.
Im Genade Kinderbewaarhuis leben auf 160 qm ca. 25 Kinder und Jugendliche sowie zwei Erwachsene. Weitere rund 15 Kinder wohnen auf einer Farm im Süden Namibias, die ebenfalls Justines Familie gehört. Die Kinder werden von Angehörigen oder Nachbarn, die sich nicht um die Kinder kümmern können, bei ihr abgegeben. Häufig sind diese Kinder mangelernährt und medizinisch kaum versorgt, immer wieder sind auch Opfer von Missbrauch und häuslicher Gewalt darunter. Justine kann nicht Nein sagen und gibt den Kindern ein Zuhause. Für diese Fürsorge erhält sie keinerlei Zuwendung vom Staat. Für viele dieser Kinder ist Justine die erste Konstante in ihrem jungen Leben.
Eine Umfrage im Kinderheim zeigte wieder einmal die Ursachen für den Heimaufenthalt der Kinder auf. Meist sind es sehr junge Mütter ohne Schulabschluss und Job, oft noch krank, können kaum für sich selbst sorgen. Die Väter verschwinden oder sind nicht bekannt. Von den Kindergartenkindern haben nur zwei einen Vater, der sich um sie kümmert.
Die Einnahmen aus der Tagesbetreuung reichen jedoch bei weitem nicht aus. Ein Teil der Mütter oder Großmütter kann zudem die Kosten nicht aufbringen, und dennoch lässt Justine die Kinder bleiben. Manche erhalten dort ihre einzige Mahlzeit am Tag.
Ohne die Unterstützung unseres Vereins hätte Justine schon lange aufgeben müssen. Das Genade Kinderbewaarhuis wird heute weitgehend durch uns finanziert: Strom, Wasser, Lebensmittel, Wasch- und Putzmittel, Schul- und Studiengebühren, Schul- und Privatkleidung, Taxikosten für Schulwege sowie für die Studenten (keine öffentlichen Verkehrsmittel – zu Fuß ist die Uni von Katutura aus nicht zu erreichen).
Der Verein hilft auch bei der Einrichtung des Heimes sowie bei Reparatur und Instandhaltung. 2014 wurden eine Sitzbank mit Tisch, Waschmaschine, Wandschrank, Babybett und Matratzen angeschafft. Die Terrassentür sowie die sanitären Anlagen und der Innenhof wurden renoviert. Nach versuchten Einbrüchen in 2014 und Anfang 2015 mussten die Haustür und eine Fensterscheibe erneuert werden. Zur besseren Absicherung wurden Eisengitter vor den Fenstern angebracht und schließlich ein Sicherheitszaun.
Im Dezember 2014 stand das Wasser in den Räumen nach schweren Regenfällen bis zu den Waden der Kinder. Durch die dichte Bebauung in Windhoek-Katatura und die nicht mitgewachsene Erschließung läuft Regenwasser oft über mehrere Grundstücke, bevor es von der Kanalisation aufgenommen wird. Die Eigner des Nachbargrundstücks, über das das Regenwasser vom Genade Kinderbewaarhuis abfließen sollte, hatten den Abfluss blockiert, ohne Justine zu verständigen. Deshalb kam es nach einem sintflutartigen Wolkenguss zum Rückstau. Die Kleinen hatten zwar ihre Freude daran – ein privates Schwimmbad! Für Justine war das Ganze aber weniger schön. Da sich die Nachbarn beharrlich weigerten, die Blockade zu lösen, musste eine andere Möglichkeit gefunden werden. Ein vom Verein beauftragter Handwerker war zwei Tage lang damit beschäftigt, einen direkten Zulauf zur Kanalisation zu graben.
Nachdem das Dach 2013 von einem örtlichen Handwerksbetrieb kostenlos, aber mehr oder weniger provisorisch repariert worden war (der beauftragte Unternehmer war von der Einrichtung so beeindruckt, dass er keine Rechnung stellte!), musste es 2015 komplett erneuert werden. Bei dieser Gelegenheit wurde dann auch gleich ein dringend benötigtes Schattendach für den Hof in Auftrag gegeben. Kosten in Höhe von ca. 3.000,00 Euro trug der Verein, Justine beteiligte sich mit ca. 500,00 Euro.
Immer wieder brauchen wir auch Mittel für die medizinische Versorgung der Kinder. Obwohl offiziell die Behandlung in den Staatskliniken frei ist, gibt es dennoch viel Mangel.
Miracle litt im Juni zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres unter Menengitis. Sie hatte schwere Gliederschmerzen, war kaum mehr ansprechbar. Nach zwei Wochen Behandlung im Staatskrankenhaus wurde sie als geheilt entlassen. Sie war sehr schwach, abgemagert und litt unter Ausschlag durch die Antibiotika. Eine Nachbehandlung gab es nicht. Der Verein finanzierte den Besuch bei einem privaten Arzt, der für mehrere Monate Vitamintabletten und für weitere zwei Wochen Antibiotika verschrieb. Heute ist die Kleine wieder fit und munter.
Jeden Dezember mit Beginn der Sommerschulferien fahren die Kinder vom Genade Kinderbewaarhuis auf die Farm von Justines Mutter bei Keetmanshoop. Dort lassen sich die Kinder und Jugendlichen besser unter Kontrolle halten als in Windhoek-Katatura. Außerdem lernen sie dort das Farmleben kennen. Justine pflanzt mit ihnen u.a. Salat und Gemüse an. Die Kinder verweilen meist zwischen vier und fünf Wochen auf dieser Farm, auf der allerdings nur zwei Blechhütten stehen. Betten, Hausrat und Lebensmittel müssen daher von Windhoek aus mitgenommen werden. Unser Verein finanziert diese Lebensmittel und den Transport jedes Mal mit ca. 700 bis 800 Euro.